Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.
Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkel_war%E2%80%99s,_der_Mond_schien_helle
Hallo zusammen,
kennt ihr es auch, wenn ihr einen Text lest und das Gefühl habt, die Absätze widersprechen einander?
Zum Beispiel endet ein Absatz damit, dass der „Held“ seine Mitstreiter auffordert, so schnell wie möglich zu fliehen. Und der nächste beginnt damit, wie beschrieben wird, dass sie sich „langsam“ in Bewegung setzten und gemächlich oder ruhig von Dannen zogen.
Macht einfach keinen Sinn. Es sind unterschwellige Fehler, die vor allem dann auftreten, wenn aus mehreren Perspektiven beschrieben wird. Ich habe in Schradak Nahk im Laufe der Jahre immer wieder selbst zahlreiche solcher Stellen korrigiert, weil sie mir erst nach und nach im Lesefluss aufgefallen sind.
Ich habe dann angefangen, speziell nach bestimmten Adverbien zu suchen. Z. B. bin ich meine Bücher nach „langsam“, „schnell“ usw. durchgegangen und habe bei vielen Gelegenheiten gemerkt, dass das Wort A gar nicht nötig tut oder B einer vorangegangenen Beschreibung widerspricht
Am Anfang meines Schreibens neigte ich dazu, oft zu viele Worte zu benutzen.
Tall kann auch einfach mal nur gehen. Er muss es nicht immer und in jeder Situation auf eine bestimmte Art und Weise tun. Nicht immer schnell, langsam, zügig, gemächlich – was auch immer. Nicht jede Tätigkeit braucht eine Nuance.
Je prägnanter die Verwendung der Adverbien ist, desto eher wird dem Leser sie auch als wichtig und ausschlaggebend erscheinen. Und je weniger ihr benutzt, desto mehr Sinn werden sie machen und sich dementsprechend seltener widersprechen.
Das gleiche mache ich mit „klein“, „groß“, „einfach“, vielleicht“, „plötzlich“ und weiteren häufig unnötigen Worten, die den Text (vielleicht einfach nur) in die Länge ziehen.
Hier meine Liste der Top 20 Worte, die deinen Text garantiert in die Länge ziehen: Löschen oder durch Synonyme ersetzen zum Entschlacken!
- einfach
- klein
- groß
- möglicherweise
- plötzlich
- etwa
- vielleicht
- langsam
- schnell
- laut (im Sinne von lauter Knall. Wie sonst? Kann etwas leise knallen und wenn es laut ist, ist es ohrenbetäubend?
- wahrscheinlich
- wirklich
- und (im Sinne: alter Satz mit „und“: Gerster lief durch die Küche und eine Treppe herunter in den Keller. Dort kam er durch den Lagerraum und zum Hintereingang, durch den Reichert seine Ware erhielt. Neu ohne „und“: Gerster lief durch die Küche, eine Treppe herunter in den Keller. Dort kam er durch den Lagerraum zum Hintereingang, durch den Reichert seine Ware erhielt.
- tatsächlich
- manchmal
- allerdings
- einmal
Ich hoffe, dass euch diese Infos helfen. Mir hat es jedenfalls geholfen und meine Schreibe kontinuierlich verbessert.
Viel Erfolg.